Die Klimakrise macht gesunde Menschen krank und bereits erkrankte Menschen noch kranker, gerade steigende Temperaturen werden auch in Deutschland zunehmend zum Gesundheitsrisiko. Gleichzeitig hat die Gesundheitsbranche mit ihren vielen Einrichtungen eine gewichtige Rolle bei der notwendigen ökologischen Transformation zu spielen. Aus all diesen Gründen sind Krankenhäuser wesentliche Akteure des Kampfes gegen die Klimakrise und der Caritas-Jahreskampagne „Für Klimaschutz, der allen nutzt“, stellt Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa fest, nachdem sie kurz hintereinander zwei Krankenhäuser des Deutschen Caritasverbandes besucht hat.
„Die Klimakrise macht krank – physisch und psychisch. Jahr für Jahr sterben Menschen, weil sie sich vor der Hitze nicht adäquat schützen können. Und wenn Wälder in Brandenburg tagelang brennen, wenn Regen sturzflutartig im Rheinland niedergehen, greift die Klimaangst um sich, leidet die Psyche“ so die Caritas-Präsidentin. „Mit jedem Jahr, in dem wir nichts tun, werden die Klima-Probleme exponentiell größer. In unseren Krankenhäusern habe ich die Dringlichkeit eines entschiedenen Handelns gegen die Klimakrise mit aller Macht gespürt.“
Psychische Leiden, Folgen von Hitze
Bei einem Besuch des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin Weißensee am 8. Juni standen die Auswirkungen der Klimakrise auf die psychische Gesundheit und ihre Behandlung im Vordergrund.
„Extremwetter und Naturkatastrophen gehen schon jetzt mit einem nachgewiesenen Anstieg von Depressionen, Angst und Traumafolgestörungen einher, die Zahl der Suizide steigt mit der Erhöhung der Temperaturen,“ stellt Dr. med. Iris Hauth, ärztliche Direktorin der Einrichtung, fest. „Dringend muss das Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie die Forschung in diesem Bereich verstärken, Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickeln.“
Am heutigen Hitzeaktionstag der Bundesärztekammer lag der Schwerpunkt beim Besuch des Krankenhauses St. Elisabeth in Leipzig auf den Auswirkungen von Hitze vorrangig auf Patientinnen und Patienten. „Starke Hitze kann den Heilungsprozess verlangsamen und um zur schnellen Genesung unserer Patientinnen und Patienten beizutragen, müssen wir sie vor Hitze schützen,“ so Peggy Kaufmann, Geschäftsführerin des St. Elisabeth-Krankenhauses Leipzig. Von den zehn höchsten Temperaturen, die in Leipzig je gemessen wurden, wurden fünf allein im vorigen Jahr erreicht, und sieben in den vergangenen zehn Jahren.
Das Krankenhaus St. Elisabeth passt sich an. „Unsere neuen Gebäude wurden direkt mit moderner und effizienter Klimatechnik gebaut und auch in unseren Altbauten können nunmehr alle Patientenzimmer auf umweltschonende Art kühlen, wenn im Sommer Hitze droht,“ erläutert Peggy Kaufmann.
Großes Potential für CO2-Einsparungen
Weil sie im großen Stil heizen, kochen, waschen und Geräte nutzen, bergen Krankenhäuser ein erhebliches Potential für CO2-Einsparungen und sie haben, wie andere Einrichtungen und Dienste der Wohlfahrt, eine gewichtige Rolle bei der ökologischen Transformation zu spielen.
„Mit zahlreichen Maßnahmen versuchen wir, unserer Verantwortung gerecht zu werden,“ so Iris Hauth vom St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee. Dazu zählen Solarpanele zur Energieerzeugung, ein begrüntes Dach, Maßnahmen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs.
Auch in vielen anderen katholischen Krankenhäusern werden Schritte implementiert, um nachhaltiger und klimafreundlicher zu wirtschaften – zum Beispiel, indem OP-Klammernahtgeräte recycelt werden, der Betrieb von Lüftungsanlagen optimiert wird, der Speiseplan umgestellt, oder auf andere Narkosegase gesetzt wird.
Krankenhäuser können die Transformation nicht aus eigenen Kräften stemmen
Für weiterreichende Maßnahmen mit größerem Hebel, zum Beispiel die klimaeffiziente Modernisierung der Gebäude – nicht wenige Krankenhäuser sind über 100 Jahre alt – fehlen aber an vielen Stellen die notwendigen finanziellen Mittel.
„Angesichts des großen Investitionsstaus und ihrer chronischen Unterfinanzierung können die Krankenhäuser die Transformation nicht aus eigenen Kräften stemmen, und die vorhandenen Programme sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein,“ so Peggy Kaufmann vom St. Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig, die auch Mitglied im Vorstand des Katholischen Krankenhausverbands Deutschland (kkvd) ist. „Bund und Länder müssen zeitnah ein umfassendes Klima-Förderprogramm für die Krankenhäuser auflegen.“
„Mit unserer Caritas-Kampagne ‚Klimaschutz, der allen nutzt‘ fordern wir von der Politik, dass sie jetzt und entschieden im Sinne des Klimas handelt, denn wer der Klimakrise den Kampf ansagt, bekämpft auch Angst, Armut, Krankheit und Flucht,“ so Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa. „Krankenhäuser und soziale Einrichtungen sind der Beweis dafür, dass sich Klimaschutz nicht nur im ganz Großen – also in der Industrie und bei der Stromgewinnung – oder im Kleinen unserer einzelnen Konsumentscheidungen abspielt, sondern von der Politik überall mitgedacht werden muss.“
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Der Katholische Krankenhausverband Deutschland (kkvd) vertritt bundesweit 273 Krankenhäuser an 352 Standorten sowie 54 Reha-Einrichtungen in katholischer Trägerschaft. Die katholischen Krankenhäuser in Deutschland haben 207.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jedes Jahr versorgen sie stationär mehr als 3 Millionen Patientinnen und Patienten.
Mit seiner Kampagne “Für Klimaschutz, der allen nutzt” macht der Deutsche Caritasverband in diesem Jahr auf die Wechselwirkung von Klimakrise und Armut aufmerksam. Im Mittelpunkt der Kampagne steht die fiktive Figur Jenny. Sie hat ein geringes Einkommen und würde von einem konsequent umgesetzten Klimaschutz sofort und nachhaltig profitieren.
Am heutigen, von der Bundesärztekammer und KLUG Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. initiierter bundesweiter Hitzeaktionstag machen eine Vielzahl von Aktionen, Veranstaltungen und Fachsymposien auf die notwendige Vorsorge für extreme Hitzeereignisse aufmerksam.