Fachtag diskutierte Strategien mit Zukunft

„Krisen, Trends und Strategie“, so lautete das Motto des diesjährigen Fachtags der katholischen Krankenhäuser am 5. September in Berlin.

„Wir haben schon so manche Krise überstanden“, sagte der neue Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbands Dr. med. Dirk Albrecht zur Eröffnung. Daher sei es wichtig, nicht nur auf kommende Gesetze zu schauen, sondern auch auf gemachte Erfahrungen und gefundene Lösungen. Das Programm des Fachtags führe somit bewusst nah an die Praxis.

Lage wirtschaftlich und politisch „trostlos“

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, beschrieb die aktuelle Lage für die Krankenhäuser wirtschaftlich und politisch als „trostlos“. Das Gesetz zur Krankenhausreform werde in seiner jetzigen Form keine Besserung bringen. Langjährige etablierte Angebote drohten so ohne Chance auf Veränderung „sang- und klanglos von der Landkarte zu verschwinden“. Das mache etwas mit den Menschen und habe Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land.

Wie wird den Menschen am wirkungsvollsten geholfen?

„Wir müssen in unserer Arbeit von der sozialen Macht des Christlichen überzeugt sein und überzeugen“, betonte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Mit Blick auf die Krankenhausreform gehe es daher nicht nur um einzelne Häuser, sondern um das Gesicht des Sozialstaats als Ganzes. Veränderung sei notwendig, aber sie dürfe nicht nur um ihrer selbst Willen betrieben werden. „Wie wird den Menschen am wirkungsvollsten geholfen“, diese Frage müsse immer im Zentrum stehen.

Blick in die Schweiz

Den Reigen der Praxiseinblicke eröffnete Rebekka Hatzung, Direktorin des St. Claraspitals in Basel. Sie berichtete über die ebenfalls wirtschaftlich schwierige Lage für Kliniken in der Schweiz. Das St. Claraspital, welches dem Schwesternorden des Klosters Ingenbohl gehört, setzt trotzdem auf eine menschliche Versorgung und auf innovative Angebote. „Auch wenn wir klein und persönlich sind, leisten wir einen großen Beitrag zur Gesundheitsversorgung“, so Hatzung. Zudem engagiere sich das Haus für den sozialen Zusammenhalt vor Ort, beispielsweise mit einer spendenfinanzierten Anlaufstelle für psychisch Erkrankte.

Voneinander lernen, miteinander profitieren

„Wir sind überregional, aber doch dezentral“, so charakterisierte Dr. Sven U. Langner den Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV), dessen Geschäftsführer er ist. Die zwölf Mitgliedshäuser liegen geografisch weit auseinander und führen keine einheitliche Dachmarke. Unter dem Motto „umeinander wissen, voneinander lernen, miteinander profitieren“ arbeite man trotzdem eng zusammen, auch daran, das christliche Profil der Häuser zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben, so Langner.  

Vertrauen als wichtigstes Gut

Christian Larisch, Geschäftsführer Katholischer Hospitalverbund Hellweg, schilderte eine gelungene Fusion zwischen einem katholischen und einem evangelischen Haus in Unna. Das wichtigste Gut in einem solchen Prozess sei Vertrauen. Zudem habe man eine klare Botschaft formuliert: „Unser Setting ist zu wachsen, nicht zu schrumpfen.“ Mitarbeiter hätten somit nicht um ihre Jobs fürchten müssen.

Konzentration in Eigeninitiative

Die ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe entstanden 2016 aus zwei vormals selbständigen Häusern. Damals kämpften in Karlsruhe fünf Kliniken in einer wettbewerblich schwierigen Lage um ihre Existenz. In Eigeninitiative wurden medizinische Leistungsangebote konzentriert und Kompetenzen gebündelt, um die Patientenversorgung zu verbessern. ViDia-Vorständin Caroline Schubert sagte: „Wir als freigemeinnützige Krankenhäuser sind die ganze Zeit angehalten, unsere Strukturen zu optimieren, weil wir eben keine Kommune haben, die uns im Hintergrund möglicherweise unterstützt.“

Großer Mix an Angeboten

Zum Schluss schilderte Sebastian Spottke, Geschäftsführer der Marienhaus Gruppe, das Zukunftskonzept für das St. Josef Krankenhaus Hermeskeil. Hier fokussiert sich der Träger künftig auf die Versorgung betagter Patienten, von der stationären Versorgung bis zur Rehabilitation. Das Haus werde als Level 1i-Einrichtung einen „großen Mix an Angeboten“ vorhalten, teilweise in enger Kooperation mit anderen Marienhaus-Kliniken. „Die Klinik wird nicht mehr wie ein somatisches Krankenhaus, sondern wie eine Reha betrieben“, sagte Spottke. Auf diese Art könne das Haus auch wirtschaftlich werden.     

Fotos: Jens Jeske